Samstag, 18. Februar 2012

Wenn Zwerge wahrgenommen werden wollen ...


... wir, die Drei Hasen in der Abendsonne, sind ein kleiner Newcomer in der Bücherszene und haben im Dezember 2011 ein wunderschönes neues Kinderbuch veröffentlicht. "Schnabelgrün". Eine zauberhafte Reimgeschichte, die Kinder und Eltern begeistert. Wir würden es gerne über den ganz normalen und wenn es sein muss, auch über den unnormalen Buchhandel vertreiben. Aber einfach ist das nicht. 

Es gibt z. B. eine ziemlich große Buchhandelskette. Die Inhaber dieser Riesenläden verkaufen nebenbei in anderen Geschäften Parfüm und in wieder anderen Kettenläden Schokolade und andere süße Sachen. Ich nahm mir also vor, den Geschäftsführer einer dieser Buch-Filialisten in einer mittelgroßen Stadt in Bayern – in der Nähe von Uehlfeld – anzurufen, ob wir vielleicht eine spannende und lustige Vorlesung für Kinder und Mütter machen dürften. Mit Liedern zum Mitsingen für Kinder, mit Gitarrenbegleitung. Kostenlos. Wir hatten nämlich im Dezember 2011 viele und sehr gute Erfahrungen mit deser Vorlesungsform in Kindergärten gemacht. Deshalb war ich auch so mutig, uns einfach so "anzubiedern". 

Nachdem auf eine freundliche e-mail-Anfrage nach ca. vierzehn Tagen keine Antwort erfolgte, griff ich trotzdem beherzt zum Hörer, wählte die Nummer und hatte dann auch den Geschäftsführer am anderen Ende der Leitung. Was für ein Glück.

Das Telefongespräch war dann doch etwas denk-würdig. 
Auf einen kurzen Nenner gebracht, ging das ungefähr so: 

Die Hasen: 
"Wir sind klein, wir sind neu, wir haben aber doch einige Erfahrung und würden uns sehr freuen in Ihrer Buchhandlung unser neues Buch vorstellen zu dürfen." 

Der Buchhändler. 
"Oh, je, wir haben so viele Anfragen für Vorlesungen, wir wissen gar nicht, was wir machen sollen. Außerdem habe ich zwei Schreibtische mit Stapeln voller Frühjahrsneuerscheinungen. Ich weiß nicht genau, was da alles drauf liegt und jeden Tag neu dazu kommt. Tut mir wirklich leid, ich kann Ihnen nicht helfen. Außerdem waren vor kurzer Zeit zwei ältere Herrschaften hier und wollten auch eine Vorlesung mit einem Kinderbuch machen. Wir konnten denen nichts versprechen ... nach einigen Tagen kamen sie wieder, fragten nach, wir mussten leider absagen ... doch sie forderten vehement Ihr Buch zurück. Wir konnten es aber nicht sofort finden ... es war peinlich. Sie müssen mich verstehen. Es ist alles etwas viel. 

Die Hasen: 
"Ich verstehe Sie. Wir würden unser Buch ganz bestimmt nicht mehr zurückhaben wollen. Wenn wir es Ihnen einfach nur vorstellen dürften, wären wir schon glücklich."

Der Buchhändler: 
"Verstehen Sie mich doch bitte. Wir haben viele Mitarbeiter, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt."

Die Hasen. 
"Eine letzte Frage. Dürfen wir Ihnen vielleicht trotz allem ein kostenloses Exemplar zuschicken? Damit Sie sehen können, um was es bei der Geschichte überhaupt geht? Es ist wirklich etwas besonderes, es ist nebenbei auch eine regionale Geschichte. Die Kunden in Ihrem Einzugsbereich könnten sich dafür sehr wohl interessieren."

Der Buchhändler: 
"Lieber Herr Rüttinger, ich sage Ihnen jetzt was. Schicken sie mir das Buch bitte nicht."

Die Hasen: 
"Herzlichen Dank, dass Sie sich so viel Zeit für uns genommen haben. So eine Freundlichkeit und Geduld kannten wir bisher gar nicht in dieser Szene."

J.R.

PS: Wir halten seit vielen Jahren Hühner auf unserem Mühlenhof. Ich beobachte ihr Verhalten mit großem Interesse. Immer wenn neue dazu kommen, weil Habicht, Fuchs, Waschbär und Marder den Bestand so dezimierten, dass aufgestockt werden muss, passiert folgendes: Die Neuen dürfen auf keinen Fall mitfressen, sie werden konsequent von den alten Hühnern "weggepickt", sie müssen in der untersten Ecke sitzen, dürfen nachts nicht mit auf die Stange. Wie sie überleben ist rätselhaft ... bis dann nach einiger Zeit die Rangordnung geregelt ist.

Die Neuen und Jungen legen aber häufig die schönsten und später dann auch die größten Eier ... und das gibt mir Hoffnung :-)


J.R.


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